Am Abend des 15. April 1945 kam Lee Miller in Weimar an. Sie – ehemaliges Model von Man Ray und spätere Modefotografin - war durch die US-Armee 1942 als Kriegsfotografin akkreditiert worden. Nun war sie hier, um die Zustände im gerade befreiten KZ Buchenwald zu dokumentieren.
Ihre Aufnahmen sind anders als die der anderen Fotografen: Sie zeigt die befreiten Häftlinge nicht als Opfer, sondern als Akteure. Und als einzige widmet sie sich der SS, den Tätern, die nun selber Gefangene waren.
Der Film von und mit Kate Winslet entstand in enger Kooperation mit Antony Penrose, dem Sohn von Lee Miller, der ihr auch den exklusiven Zugang zu dem von ihm verwalteten Archiv seiner Mutter gewährte. Für ihre Darstellung von Lee Miller erhielt Kate Winslet eine Nominierung für den Golden Globe Award.
Die Dramaturgie des Films verarbeitet Lee Millers Aufenthalte in Buchenwald und Dachau zu einem Komplex. Zugleich lässt er nachvollziehbar werden, mit welchem Blick sie fotografierte, welche biografischen Erfahrungen und Motivationen ihre Kamera leiteten.
Die Jury der evangelischen Filmarbeit urteilt: „'Die Fotografin' ermöglicht die Neuentdeckung einer faszinierenden Persönlichkeit, deren Werk und Lebensmut inmitten der Schrecken des Zweiten Weltkriegs unsere Beachtung verdienen. Ihre Kriegsfotos entstanden, weil Lee Miller in entscheidenden Momenten kurz entschlossen auf den Auslöser ihrer Kamera drückte. Sie werfen ethische Fragen auf, die uns heute interessieren: ob Opfer von Gewalt und Kriegsverbrechen in ihrer Versehrtheit im Bild dargestellt werden dürfen, oder ob nicht vielmehr die Beweiskraft des Bildes notwendig ist, um die tatsächlichen Gräuel zu dokumentieren.“
Anschließend: Gespräch mit Katharina Günther (Zentrum für verfolgte Künste, Solingen | Die Kunsthistorikerin forschte für die Klassik Stiftung Weimar zu Lee Miller.)
Moderation: Rikola-Gunnar Lüttgenau (Gedenkstätte Buchenwald | Der Historiker kuratierte u. a. die Ausstellung „Schwarz auf Weiß“ zur Fotogeschichte des KZ Buchenwald.)
Großbritannien/USA 2023, 116 Minuten. Produzent: Kate Winslet, Kate Solomon. Regie: Ellen Kuras. Drehbuch: Liz Hannah, Marion Hume, John Collee. Kamera: Pawel Edelman. Darsteller: Kate Winslet, Andy Samberg, Alexander Skargård, Marion Cotillard, Josh O’Connor, Andrea Riseborough, Noémie Merlant.
Eine Kooperation der Gedenkstätte Buchenwald mit dem Kino mon ami zum 80. Jahrestag der Befreiung. Mit freundlicher Unterstützung von Jetzt&Morgen und der CANAL+ Company.