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Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Die Dauerausstellung zeigt die gesamte Bandbreite der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus und interpretiert sie als rassistisches und weitgehend öffentliches Gesellschaftsverbrechen. Über 60 Fallgeschichten sind dokumentarisch und fotografisch aufbereitet. Besonders im Mittelpunkt stehen die Beziehungen zwischen Deutschen und Zwangsarbeiter:innen und die Handlungsspielräume der betroffenen und beteiligten Menschen.

Gliederung

The picture shows two blurred figures standing in front of an exhibition showcase. In the foreground on the left is an exhibition case with a sculpture. It shows figures holding up a swastika on which an eagle is landing.

Gewöhnung. Gewalt und Ausgrenzung vor dem Krieg (1933–1939)

Der erste Abschnitt blickt auf die Entwicklungen in Deutschland von der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Hier werden die rassistisch-ideologischen Wurzeln der nationalsozialistischen Zwangsarbeit offengelegt. Während Arbeit einerseits als „Ehrendienst am Deutschen Volke“ gewertet wurde, war Arbeit andererseits ein Mittel zur Entwürdigung und Ausgrenzung von Menschen, die von den Nationalsozialisten als minderwertig eingestuft wurden. Zwangsarbeit war so von Anfang an ein zentraler Bestandteil der rassistischen Gesellschaftsordnung des Nationalsozialismus und damit weit mehr als eine Begleiterscheinung des Krieges. 

You can see a man looking at the text panels in front of one of the exhibition boxes. Enlarged photographs on the subject of forced labour can be seen in the exhibition boxes.

Radikalisierung. Zwangsarbeit im besetzten Europa (ab 1939)

Was in den Jahren 1933 bis 1939 in Deutschland propagiert, teils rechtlich kodifiziert und mit breiter gesellschaftlicher Teilhabe in die Praxis umgesetzt worden war, bildete den Ausgangspunkt für die nachfolgende Radikalisierung der Zwangsarbeit im besetzten Europa - bis hin zu ihrer Verzahnung mit der NS-Vernichtungspolitik. Weite Teile Europas wurden im Zweiten Weltkrieg vom nationalsozialistischen Deutschland unterworfen. Die Besatzer:innen betrachteten die Arbeitskraft der einheimischen Bevölkerung als Kriegsbeute.

The picture shows the Forced Labour exhibition at the Jewish Museum in Berlin. In the center of the picture is a young man sitting on an island in the middle of the room. He is holding headphones to his ear. In the background, people can be seen facing the exhibition walls.

Massenphänomen. Zwangsarbeit im Deutschen Reich (1942–1945)

Mit dem Scheitern der deutschen Blitzkriegstrategie in der Sowjetunion wurde der Arbeitskräftemangel im Deutschen Reich immer drängender. Daher deportierten die Deutschen seit 1942 mehr und mehr Zwangsarbeiter:innen ins Reich. Gegen Ende des Krieges stellten sie fast die Hälfte der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, ein Drittel in der Rüstungsindustrie und im Bauwesen sowie ein Viertel im Bergbau. Aber auch in privaten Haushalten und im Handwerk gehörten Zwangsarbeiter:innen zum Alltag. Etwa 2,5 Millionen Menschen, vor allem sowjetische Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus allen Teilen Europas, haben die Zwangsarbeit im Deutschen Reich nicht überlebt.

Befreiung. Aufarbeitung und Folgen der Zwangsarbeit

Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Millionen von Zwangsarbeiter:innen waren nun befreit. Der vierte Ausstellungsabschnitt beleuchtet die unmittelbaren Folgen der Befreiung und die ersten Ansätze der juristischen Ahndung und Aufarbeitung. Die Betroffenen versuchten auf unterschiedlichen Wegen, in ihre Heimatländer zurückzukehren oder weiterzuemigrieren; vielfach mussten sie sich noch jahrelang als „Displaced Persons“ in Lagern auf deutschem Gebiet aufhalten. Eine Auseinandersetzung mit der Zwangsarbeit als Verbrechen und dessen Folgen blieb indes in den ersten Nachkriegsjahrzehnten und in beiden deutschen Gesellschaften weitgehend aus.

Zu sehen ist ein Ausschnitt eines entlang eines Zeitstrals angelegtes Wandbildes. Die Zeit nach 1945 ist durch einen senkrechten Strich abgetrennt. Links von diesem strich zeigen Ilustrationen NS-Zwangsarbeit. Während rechts des Strichs die Berliner Mauer zu sehen ist . Die weiteren ilustrationen zeigen den beschwerlichen Weg von ehemaligen Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen nach dem Krieg Gehör zu finden.
Ausschnitt des Wandbildentwurfs "Beschädigte Gerechtigkeit", 2024. Entwurf: buchstabenschubser, Potsdam

Epilog. Beschädigte Gerechtigkeit

Ein innovatives Wandbild vermittelt die Nachgeschichte nationalsozialistischer Zwangsarbeit und vor allem die fehlende Auseinandersetzung mit dieser. Forderungen ehemaliger Zwangsarbeiter:innen, ihr Schicksal anzuerkennen und zu entschädigen, fanden in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR kaum Gehör. Die ablehnende Haltung der meisten Deutschen wurde seit den 1960er Jahren vereinzelt durch historische Forschung und danach vermehrt durch lokalgeschichtliches Interesse aufgeweicht. Erst 60 Jahre nach Kriegsende kam es zu einer Anerkennung des Unrechts durch das wiedervereinigte Deutschland und die Wirtschaft. Für die meisten Betroffenen kam diese Würdigung zu spät. Die Ausstellung endet mit Videointerviews einiger ehemaliger Zwangsarbeiter:innen, die ihre Erfahrungen als Überlebende schildern. Ihnen gehört das letzte Wort.


Chronologie der Ausstellung

2007 | Beginn der Recherchen für die Wanderausstellung, gefördert durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ)

September 2010 | Ersteröffnung der Wanderausstellung unter dem Titel „Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg“ im Jüdischen Museum Berlin

2011 – 2016 | Stationen der Ausstellung in: Moskau (Zentralmuseum des Großen Vaterländischen Krieges), Dortmund (LWL-Industriemuseum – Zeche Zollern), Warschau (Königsschloss), Prag (Belvedere der Prager Burg), Hamburg (Museum der Arbeit) und Steyr (Museum Arbeitswelt)

2013 | Machbarkeitsstudie zur Einbringung der Ausstellung im ehemaligen Gauforum in Weimar

2017 | Planungsauftrag für die Haushaltsunterlage-Bau (HU Bau) durch den Freistaat Thüringen sowie Projektförderung der Stiftung EVZ zur wissenschaftlichen und pädagogischen Weiterentwicklung der Wanderausstellung zum Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

2020 | Beginn der Baumaßnahmen des Freistaats Thüringen zur Schaffung der Museumsräume im ehemaligen Gauforum

2021 | Projektförderung der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien (BKM) zur baulichen Anpassung und Einbringung der Ausstellung in das ehemalige Gauforum

November 2022 | Ein Brand im Dachstuhl über den zukünftigen Museumsräumen verzögert die Bauarbeiten um mehrere Monate

Mai 2024 | Eröffnung des Museums Zwangsarbeit im Nationalsozialismus


Gestaltung

Auf Grundlage der außerordentlich engmaschigen Überlieferung sind in der Ausstellung historische Ereignisse und Schicksale im Detail rekonstruiert. Sie werden in über 50 verdichteten Szenen dokumentiert, die es den Besuchern ermöglichen, die Geschichte anhand der originalen Zeugnisse nachzuvollziehen. Gerade die recherchierten Fotoserien sind es, die einen szenischen Zugang zu den verschiedenen Aspekten der Zwangsarbeit ermöglichen. Dabei kommen verschiedenste Medien zum Einsatz. In die Ausstellungsbauten sind über 70 Medienstationen integriert. In der Zusammenschau der einzelnen repräsentativen Fallbeispiele ergibt sich ein Gesamtbild der NS-Zwangsarbeit, das deren Charakter sowohl als Massenphänomen wie auch als Gesellschaftsverbrechen deutlich macht.

Die Ausstellungsgestaltung wurde gemeinsam mit dem international erfahrenen und renommierten Büro gewerkdesign aus Berlin entwickelt und realisiert.


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