In den Methoden und Zielen sehen wir uns der historisch-politischen Bildungsarbeit verpflichtet. Dabei möchten wir im Kern ein Verständnis für die Vergangenheit fördern, um die Gegenwart besser zu verstehen und aktiv zu gestalten. Hierfür haben wir nachfolgende Grundsätze formuliert:
Interaktive Vermittlung
Das Museum Zwangsarbeit begreift sich als Ausstellungs- und Lernort. „Lernen“ verstehen wir dabei nicht als reine Informationsvermittlung, sondern einen gemeinsamen Prozess: Mit interaktiven und diskursiven Methoden animieren wir dazu, zusammen ein Verständnis von der Geschichte zu entwickeln und eigene bestehende Bilder im Kopf zu hinterfragen. Gemeinsam diskutieren wir über die Grautöne von Täter:innenschaft und Verantwortung sowie die Folgen antisemitischer, rassistischer, antiziganistischer und queerfeindlicher Einstellungen in der Geschichte und Kontinuitäten in der Gegenwart. Indem die Bildungsformate partizipativ und ausgehend von den Fragen und Annahmen der Teilnehmenden gestaltet werden, sollen auch soziale und kommunikative Fähigkeiten sowie Kreativität gefördert werden. Dabei möchten wir innovative Wege gehen, um ein lebenslanges Lernen zu ermöglichen, und schaffen auch digitale Zugänge und Gestaltungsräume.
Kritisches Denken und demokratische Teilhabe
Die Vergegenwärtigung von Handlungsräumen, Motiven und gesellschaftlichen Dynamiken in der Vergangenheit bietet die Chance, eigene Gestaltungsmöglichkeiten zu reflektieren und Positionierungen in der Gegenwart vorzunehmen. Die zielgruppenspezifischen Programme sollen daher auch für aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen sensibilisieren. Die Diskussion über allgemeingültige Normen und Werte einer Gesellschaft, in der wir leben wollen, soll kritisches Denken und reflektiertes Urteilen aus der Geschichte hinein in das eigene Leben möglich machen.
Partizipation und Netzwerk
Als Ort der Begegnung und kulturellen Teilhabe möchte das Museum Zwangsarbeit das Mitgestalten und Mitbestimmen der Bildungs- und Vermittlungsarbeit ermöglichen. In partizipativ angelegten Projekten sollen gemeinsam Konzepte entwickelt und erprobt werden. Das Museum soll dabei als Gestaltungsraum für Aktualitätsbezüge, unterschiedliche Perspektiven sowie eigene Fragestellungen der Besucher:innen fungieren. Hierfür schaffen wir Gesprächsräume bewusst auch außerhalb des Museums.
Auch die Zusammenarbeit und Kooperation mit (außer)schulischen Bildungseinrichtungen sowie (über)regionalen Unternehmen, Betrieben und Vereinen zielt auf eine Öffnung des Museums Zwangsarbeit über die Institution hinaus. Als Erfahrungs- und Erprobungsraum soll das Museum den Besucher:innen die Möglichkeit geben, sich aktiv in gesellschaftliche Debatten einzubringen und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Inklusion
Unser Anliegen ist es, partizipative Lernprozesse für alle „Lernvoraussetzungen“ zu ermöglichen und bestehende Barrieren zur Teilhabe an historisch-politischer Bildung abzubauen. Die Gestaltung der Inhalte und Methoden unserer Bildungsformate geschieht daher ausgehend von den individuellen Bedürfnissen, Interessen und Vorkenntnissen der Teilnehmenden. Die Konzeption und Durchführung erfolgen gemeinsam mit Menschen mit zugewiesenen Lernschwierigkeiten und/oder Behinderungen. Unser erklärtes Ziel ist es, barrierearme und inklusive Vermittlung in Zukunft weiter zu verstärken.
Gegenwartsbezug
Erst wenn historisches Wissen reflektiert und mit der Gegenwart verbunden wird, ist ein Lernen aus der Geschichte möglich. Fragen und Aushandlungsprozesse, die auch für unser heutiges Zusammenleben und gesellschaftlich relevant sind, brauchen dabei ebenso Raum, wie die Suche nach möglichen Antworten. Das Museum Zwangsarbeit bildet daher den Ausgangspunkt für das Untersuchen und den Umgang mit diesen Prozessen, Bezügen und Kontinuitäten.