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Was war NS-Zwangsarbeit?

Mehr als 20 Millionen Menschen mussten während des Zweiten Weltkriegs im besetzten Europa und im Deutschen Reich Zwangsarbeit für Deutschland leisten. Die Deutschen profitierten von der Ausbeutung, die keineswegs ein Geheimnis war, sondern in aller Öffentlichkeit stattfand. Dennoch wurde Zwangsarbeit nach dem Krieg nicht als Massenverbrechen anerkannt. Die noch lebenden Opfer wurden erst ca. 60 Jahre nach dem Krieg mit geringen Geldzahlungen abgespeist.

Auf dem Bild ist eine Kolone sowjetischer Zwangsarbeiterinnen zu sehen die vor einer Baracke in Richtung des Fotografen laufen. Ihre Gesichter blicken niedergeschlagen in die Kamera. Sie tragen leichtes Reisegepäck bei sich.
Sowjetische Zwangsarbeiterinnen bei der Ankunft in Berlin, Dezember 1942.

Das Ziel Deutschlands im Zweiten Weltkrieg war die Unterwerfung und Ausbeutung Europas. Die besetzten Gebiete vom Atlantik bis in den Kaukasus, von Skandinavien bis ans Mittelmeer wurden geplündert und Millionen Männer, Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verschleppt. Insgesamt mussten mehr als 20 Millionen Menschen aus fast ganz Europa Zwangsarbeit für das Deutsche Reich leisten – als zivile ausländische Arbeitskräfte, als Kriegsgefangene oder als Häftlinge in Lagern der SS, der Gestapo oder auch der Justiz: über 13 Millionen von ihnen innerhalb Deutschlands und ungefähr weitere sieben Millionen in den von Deutschland besetzten Gebieten. Die diesen Menschen abgepresste Arbeit war unabdingbar für die deutsche Kriegsführung, und sie trug außerdem wesentlich zur Sicherung des Lebensstandards der Deutschen im Krieg bei.

Zwangsarbeiter:innen kamen überall zum Einsatz: in der Rüstungsindustrie, auf Baustellen, in der Landwirtschaft, im Handwerk, in öffentlichen Einrichtungen oder in Privathaushalten. Ob als Besatzungssoldat in Polen oder als Bäuerin in Thüringen – alle Deutschen begegneten Zwangsarbeiter:innen. Der Zwangsarbeiter:inneneinsatz war kein Geheimnis. Er war ein weitgehend öffentliches Verbrechen.

Auf dem Bild ist ein uniformierter Mann zu sehen der einen anderen Mann in Zivilkleidung anschreit. Der Mann in Zivilkleidung steht mit einem Spaten in einer Grube, weshalb sich der uniformierte Mann nach vorne beugt. Im Hintergrund sieht man einige Kinder die am Rand der Grube stehen und belustigt zuschauen.
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Ein deutscher Uniformierter (vermutlich ein SS-Angehöriger) schikaniert einen Juden im besetzten Polen, Herbst 1939.
Auf dem Bild sind 18 junge Frauen zu sehen, die von einem Mann beaufsichtigt in einer Reihe auf einem Acker stehen. Sie haben jeweils rudimentäre hölzerne Agrawerkzeuge in der Hand. Mache der Mädchen lächeln in die Kamera.
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Zwangsarbeiterinnen in Ostpreußen, undatiert. „Wir arbeiteten bei den Deutschen vom Morgengrauen bis zum späten Abend, vom Frühlingsanfang fast bis zum Jahresende“, schrieb Władysława Ossowska, geb. Kowalewska. Die 1918 Geborene arbeitete ab 1939 auf unterschiedlichen privaten Gutshöfen in Ostpreußen und Brandenburg.
Auf dem Bild sind mehrere Zwangsarbeiter zu sehen, welche im Hochgebirge Steine aus dem Fels schlagen und abtransportieren.
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Baustelle im Hochgebirge, 1944. In den Zillertaler Alpen (Tirol) mussten ab Mai 1942 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter:innen ein Bergwerk für den Abbau von Molybdän errichten, das für die Stahlveredelung in der Rüstungsindustrie dringend benötigt wurde.
Das Bild zeigt eine Ukrainische familie bestehend aus einem Mann, drei Frauen, 5 Kindern, und einem Kleinkind auf dem Arm seiner Mutter. Sie halten überwiegend Agrarhacken in den Händen. Auf Ihrer Kleidung ist ein Flicken mit der Aufschrift "Ost" aufgenäht.
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Ukrainische Familie, 1943. Die gesamte Familie wurde im Mai 1943 zur Zwangsarbeit nach Volzum (Niedersachsen) verschleppt. Wie hier mussten überall im Deutschen Reich zunehmend auch Kinder Zwangsarbeit leisten.

Zwangsarbeiter:innen waren einer rassistischen Ungleichbehandlung ausgeliefert. Arbeitskräften aus Polen ging es noch schlechter als jenen aus Frankreich oder den Niederlanden. Jüdinnen:Juden und sowjetische Kriegsgefangene standen ganz unten in der rassistischen Hierarchie. Auch die Art der Arbeit, die Unterbringung und die Verpflegung entschieden über die Lebensbedingungen. Schließlich waren die Überlebenschancen auch vom Verhalten der Deutschen abhängig, die durchaus Handlungsspielräume hatten.

Etwa zweieinhalb Millionen Menschen, vor allem sowjetische Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus allen Teilen Europas, haben die Zwangsarbeit im Deutschen Reich nicht überlebt. Die überlebenden Zwangsarbeiter:innen versuchten, so schnell wie möglich nach Hause zurückzukehren. Ihre Aufnahme in der Heimat verlief jedoch sehr unterschiedlich: Nur in wenigen Nachkriegsgesellschaften galten sie als Opfer. Vielfach begegnete man ihnen mit Gleichgültigkeit, insbesondere in der Sowjetunion sah man in ihnen Verräter:innen, die für den Feind gearbeitet hatten.

Die meisten Deutschen beschwiegen das Verbrechen Zwangsarbeit oder leugneten es gar. Vielleicht war es gerade ihr Bewusstsein, sich mitschuldig gemacht zu haben, das in Abwehr und jahrzehntelangem Schweigen mündete. Forderungen ehemaliger Zwangsarbeiter:innen nach Entschädigung fanden kein Gehör. Als in den 1990er Jahren jüdische Opferverbände in den USA Sammelklagen gegen deutsche Unternehmen anstrengten, zahlten Bundesregierung und Unternehmen notgedrungen gemeinsam in einen Fonds ein. Aus ihm erhielten die noch lebenden ehemaligen Zwangsarbeiter:innen Hilfszahlungen in Höhe von einmalig einigen Hundert oder maximal einigen Tausend Euro. Daran gekoppelt mussten sie eine Verzichtserklärung unterschreiben, keine weiteren Rechtsmittel einzulegen. Da die meisten ehemaligen Zwangsarbeiter:innen bereits verstorben waren, hatten sich Staat und Wirtschaft mit vergleichsweise wenig Geld aus der Affäre gezogen. Nur 1,7 Millionen Zwangsarbeiter:innen haben aus Deutschland Hilfsgelder erhalten.


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