Am 26. März 1945 erschoss eine SS-Einheit am Rande des Dorfes Hirzenhain (Hessen) 81 Frauen und sechs Männer aus einem Arbeitserziehungslager. Die Zwangsarbeiter:innen stammten vor allem aus Polen und der Sowjetunion und waren einem vor den Alliierten fliehenden SS-Kommando aus Wiesbaden im Wege, das in dem Lager Quartier beziehen wollte. Die SS-Leute beschlossen daraufhin ihre Ermordung.
Sechs Tage vorher hatten SS-Leute, Soldaten der Wehrmacht und Zivilist:innen in einem Wald in der Nähe von Warstein (Westfalen) 35 Männer, 21 Frauen und ein Kind umgebracht. Die Toten gehörten zu fast zweitausend Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion, die von deutschen Behörden wegen der nahenden Front ostwärts getrieben worden waren. Das Massaker war Auftakt eines dreitägigen Mordens in der Region, dem über 200 Menschen zum Opfer fielen.
Wie diese zwei Beispiele unter hunderten anderen Fällen zeigen, eskalierte die Gewalt gegen Zwangsarbeiter:innen in den letzten Kriegswochen – trotz oder gerade wegen der bevorstehenden Niederlage Deutschlands im Krieg.
Sicherlich behandelten einige Deutsche Zwangsarbeiter:innen mit Blick auf die Zeit nach dem Krieg und aus Angst vor Vergeltung besser als vorher. Doch gerade bewaffnete Verbände wie Geheime Staatspolizei (Gestapo), SS und Wehrmacht entfachten mörderische Gewalt. Sie fürchteten die Rache der Befreiten oder wollten möglichst viele der als Feinde betrachteten Menschen mit in den Abgrund reißen. Auch die Hitlerjugend, das letzte Aufgebot des Volkssturms und Zivilist:innen mordeten mit. Nach Kriegsende zählten die Alliierten hunderte Massaker, denen tausende Menschen zum Opfer gefallen waren.