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Flucht, Sabotage, Widerstand

Auf Flucht, Sabotage und Widerstand von Zwangsarbeiter:innen reagierte die deutsche Staatsgewalt mit tödlicher Härte.

In die Schwungscheibe eines Motor ist "A bas les chleux" eingefräst.
„A bas les chleux“ – „Nieder mit den Deutschen“, 1942.
Einfräsung in die Schwungscheibe eines Motors durch Marcel Canon, einem französischen Kriegsgefangenen, der bei der Firma Fichtel & Sachs in Schweinfurt Zwangsarbeit leisten musste.

Viele Zwangsarbeiter:innen setzten sich gegen Hunger, Entwürdigung und Gewalt zur Wehr. Durch unerlaubtes Verlassen des Arbeitsplatzes oder Flucht entzogen sich Viele den schlechten Arbeitsbedingungen. Die Zahl der Fluchten nahm im Verlauf des Krieges zu. Ende 1943 meldete die Geheime Staatspolizei (Gestapo) monatlich bereits 45 000 Fälle.

Manche wagten auch aktiven Widerstand, um das nationalsozialistische Regime und sein Kriegspotential zu schwächen. Jede Form von Selbstbehauptung und Widerstand war lebensgefährlich. Dennoch versuchten Zwangsarbeiter:innen – zum Teil auch in Widerstandsgruppen – Material und Maschinen unbrauchbar zu machen und so die Kriegsproduktion zu sabotieren.

In Großstädten des Deutschen Reiches gab es unter den Zwangsarbeiter:innen zunehmend organisierte Widerstandsgruppen. Doch nur sehr selten erhielten sie in ihrem Kampf gegen die Nationalsozialist:innen Unterstützung aus der deutschen Bevölkerung. Meist waren sie auf sich allein gestellt.

In Leipzig ereignete sich ein ungewöhnlicher Fall politischen Widerstandes: Mit Flugblättern in russischer und deutscher Sprache rief das „Internationale Antifaschistische Komitee“ 1944 in Leipzig zu Verweigerung und Widerstand auf. Das „Komitee“ vereinte Zwangsarbeiter:innen aus der ukrainischen und russischen Sowjetunion und deutsche Antifaschist:innen. Trotz der Sprachbarrieren und der Gefahr für das eigene Leben kämpften sie gemeinsam für das Ende des NS-Regimes. Doch im Sommer 1944 verhaftete die Gestapo die Mitglieder der Gruppe, stellte die Deutschen vor Gericht und deportierte die sowjetischen Zwangsarbeiter:innen nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden.

Das Flugblatt schildert die gegenwärtige politische und militärische Lage und schließt mit dem Aufruf, organisierten Widerstand zu leisten.
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Flugblatt aus Leipzig, Mai 1944.
Flugblatt des „Internationalen Antifaschistischen Komitees“.
Eine junge Frau (links) und ein junger haben sich eingehakt. Die Frau trägt eine Jacke und einen karierten Rock, der Mann einen Anzug.Rock
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Nikolai Rumjanzew mit seiner Frau Julia Rumjanzew im „Ostarbeiter“-Lager-Taucha, 1943.
Unter dem Namen Nikolai Orlow arbeitete der Russe Nikolai Rumjanzew im Rüstungsbetrieb HASAG in Leipzig. Dort organisierte er den Widerstand unter sowjetischen Zwangsarbeiter:innen. Die Gestapo verhaftete ihn im Mai 1944. Anschließend wurde er nach Auschwitz deportiert und dort im August 1944 ermordet. Seine Frau, Julia Rumjanzew, kehrte nach dem Krieg in ihre Heimat zurück.

Porträtfotos eines jungen Mannes. Er trägt Hut und Brille.
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Karl Hauke, Leipzig, 3. November 1944.
Als 13jähriger Schüler nahm Karl Hauke im Winter 1941/42 Kontakt zur sowjetischen in Leipzig Kriegsgefangenen auf. Er übermittelte ihnen Lebensmittel und Medikamente. Während dieser Tätigkeiten lernte er weitere „Ostarbeiter“ kennen, u.a. Nikolai Rumjanzew. Im Juni 1944 wurde er verhaftet. Es gelang ihm, aus der Untersuchungshaft zu fliehen. Für einen gefälschten Ausweis ließ er sich mit Brille und gefärbten Haaren fotografieren.

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