Am 8. Mai 2024, genau 79 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hat die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus im ehemaligen Weimarer Gauforum feierlich eröffnet.
In einem gemeinsamen Festakt mit der Klassik Stiftung Weimar, die zeitgleich die große Jahresausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ eröffnete, markierten beide Stiftungen ihre Haltung im gesellschaftspolitischen Diskurs der Gegenwart. Das Eintreten für ein kritisches Geschichtsbewusstsein und die Botschaft der Weltoffenheit wurden auch in den Festreden u. a. von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth sowie Andrea Despot, der Vorstandvorsitzenden der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), bekräftigt.
Die offizielle Einweihung der Museumsräumlichkeiten war vier ehemaligen Zwangsarbeiter:innen vorbehalten, die noch hatten anreisen können. Es war der emotionale Höhepunkt des Eröffnungstages und ein lange herbeigesehnter Moment, als die Ehrengäst:innen Ivan Ivanji aus Belgrad, Andrej Iwanowitsch Moiseenko aus Minsk, Jerzy Tarasiewicz aus Gdańsk und Leokadia Wieczorek aus Wrocław gemeinsam das rote Band durchschnitten. Treffend charakterisierte Susanna Karawanskij, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, im Namen des gesamten Thüringer Landesamtes für Bau und Verkehr (TLBV), das in mehrjährigen Baumaßnahmen das Gebäude ertüchtigt und die Museumsräume geschaffen hatte, dies als den Beginn eines neuen Kapitels der Erinnerungskultur in Thüringen von internationaler Bedeutung.
Fast 6000 Besuchende haben seither den Weg in das Museums Zwangsarbeit im Nationalsozialismus gefunden. Sei es am Eröffnungsabend selbst, während der anschließenden Langen Nacht der Museen, als Individualbesuchende oder im Rahmen von Gruppenbuchungen. Sei es als Gäst:innen von Veranstaltungen, wie dem museumseigenen Gesprächsforums
Für ehemalige Zwangsarbeiter:innen und vor allem deren Kinder und Enkel hat sich das Museum bereits jetzt zu einer zentralen Anlaufstelle entwickelt. Dass das Museum „spät, aber nicht zu spät“ gekommen ist, wie es
Dass Geschichte immer auch ein Anlass ist, um gegenwärtige Themen zu adressieren, ist die Grundannahme der Vermittlungsarbeit im Museum Zwangsarbeit. Bis Ende Juli haben bereits über 400 Schüler:innen und Studierende an unseren partizipativen Programmen teilgenommen, die stets gruppenspezifisch angepasst sind. Unsere Ziele sind, Barrieren historisch-politischer Bildung abzubauen und, indem wir über Handlungsspielräume und gesellschaftliche Dynamiken in der Vergangenheit diskutieren, den Raum für persönliche Positionierungen zu heutigen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen zu öffnen. Dabei läuft die Saison der Gruppenbetreuung, ob Angebote für Schulklassen, Studierende oder Erwachsene, mit dem Ende der Sommerferienzeit erst an. Buchungen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland. Noch verstärken werden wir unser Profil der berufsbezogenen Angebote für Manager:innen und Mitarbeitende von Unternehmen. Das erste Pilotprojekt dazu startet im November mit einem der größten deutschen Pharmakonzerne.
Der Frage nach dem Umgang deutscher Unternehmen mit ihrer NS-Vergangenheit widmet sich auch die
Für Vielfalt – nicht nur in unserem Veranstaltungsprogramm – und demokratische Grundwerte stehen wir ein. Gemeinsam mit unserem Netzwerk, nicht zuletzt auch mit inzwischen sehr engen Kooperationsprojekten wie „Barrierefrei erinnern“, tragen wir aktiv zu einer offenen Gesellschaft und respektvollem Miteinander bei. Dass sich das Museum Zwangsarbeit im ehemaligen Gauforum auch als historisch-politische Intervention begreift und den ehemaligen Täterort zu einem gegenwartsrelevanten Bildungsort macht, verstehen wir als unseren Auftrag.