

Im August 1943 kam die Sechzehnjährige Schülerin Lidija Mishok aus der Ukraine in das Fritz-Sauckel-Werk nach Weimar. In einem Interview, das sie im Zuge der Aufarbeitung der Zwangsarbeit in Weimar gab, lässt sich nachvollziehen, wie prekär Arbeit und Leben für sie waren.
Lidija Mishok lebte zusammengepfercht mit Hunderten anderer Menschen aus der besetzten Sowjetunion in einem Barackenlager gleich neben dem Werk. Alle schliefen in Zimmern mit jeweils 20 Personen auf Pritschen. Lidija Mishok erinnerte sich, dass „das Lager von Polizisten und Hunden bewacht“ war und Wachleute sie zur Arbeit begleiteten. „Wir arbeiteten von 7 bis 17 Uhr, hatten eine Stunde Pause, samstags arbeiteten wir bis zum Mittag, sonntags hatten wir frei,“ sagte sie über ihren Arbeitsalltag.
Auch die Ernährung war menschenverachtend: „Man gab uns 250 Gramm Brot, einen Löffel Zucker, 10 Gramm Margarine zu essen. Als Mittagessen diente Wassersuppe aus Steckrübe und Spinat. Außer diesem Gemüse gab man uns sonst nichts mehr. Im Sauerkraut fand man Würmer, man aß das in der Kantine. Wer ablehnte, wurde geschlagen.“ Lidija Mishok erlebte die Gewalt der deutschen Bewacher im Lager und wurde Zeugin einer Hinrichtung eines anderen Zwangsarbeiters.
Vor dem Hintergrund dieser Erlebnisse wirkt das Foto von Lidija Mishok und zwei Kameradinnen idyllisch. Hier zeigte sich der Wille der jungen Frauen, sich anders darzustellen als es ihre Lebensbedingungen eigentlich vorgaben. Ein weiteres Foto aus dem Besitz von Lidija Mishok zeigt aber auch viele Dutzend Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion – Männer, Frauen und Kinder – vor einer der Baracken im Lager des Fritz-Sauckel-Werkes – aufgenommen wohl an einem der arbeitsfreien Sonntage.

Sie war eine von insgesamt über 20 Millionen Menschen aus ganz Europa, die während des Nationalsozialismus für Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten.